Arbeitskreis Fotografie: Thomas Bergbold und Helmut Deckenbach erzāhlen von ihrer Reise nach Lofoten.
Hemsbach. Wüsste man nicht, zu welchem Vortrag man sich an diesem Abend dazugesellte, hätte man zu Beginn der Fotoreise durchaus einem Irrtum aufsitzen können. Ein – zugegeben etwas grotesk anmutender – selbstgebauter Diner, ein Texaco-Gedächtnisbau und der GMC- Oldtimer in der Garage hätten einen auf den Wilden Westen der USA tippen lassen. Doch weit gefehlt. Auf Einladung de AK Fotografie begab man sich zusammen mit Thomas Bergbold und Helmut Deckenbach in der fast bis auf den letzten Platz gefüllten ehemaligen Synagoge auf eine Reise nach Lofoten zum Midsommar.
Eine Zeit Ende Juni, die keine Nacht kennt, in der die Sonne lediglich kurz das Meer küsst, ehe sie sich wieder in den Himmel erhebt, – und ein Sonnenuntergang sechs Stunden dauert. Zu dieser Zeit waren Bergbold und Deckenbach in der nordwestlichen Region Norwegens zusammen auf Fototour. Nicht die erste, wie Deckenbach verriet. „Wir waren schon am Großglockner, in Oberstdorf und im Stubaital.“ Nun ging es über Oslo in den hohen Norden und zu Orten, an denen der späte Abend und die frühe Nacht ein hinreißendes Licht bieten. „Zwischen 8 Uhr abends und 2 Uhr in der Nacht“, grenzte Bergbold die Zeite in, in der die meisten Fotos entstanden.
3.000 Aufnahmen pro Woche
3.000 Aufnahmen habe er in der Woche gemacht. „Nicht viel“, fand er. Deckenbach kam summa summa-rum auf die gleiche Anzahl. „Aber wenn ich Vögel fotografiere, da können es mehr werden“, gestand er. Eine Bachstelze, 200 Aufnahmen; das war bei ihm durchaus möglich. Die Bachstelze ist – wie auch Küstenschwalbe, Sandregenpfeifer, Austernfischer und Papageientaucher – Natur pur. Und eben jene Natur nahm einen großen Teil der 400 ausgewählten Fotografien ein, die die beiden an diesem Abend ihrem interessierten Publikum präsentierten.
Lofoten ist diesbezüglich ein Paradies: die schroffen Felsen am Meer, dahinter die gezuckerten Berggipfel, Küstenorte, deren rote Häuser sich im Wasser spiegeln, die Stockfische, aufgehängt auf Holzgestellen, Elche, die eine Straße langspazieren, und der Strand mit seinen vom Meer gemalten Sandgemälden.
Die von Bergbold präsentierten und mit Musik untermalten Fotos nährten die Sehnsucht nach Licht und Weite. Genauso nach der Behaglichkeit des kleinen Cafés, das einst ein Tante-Emma-Laden war, und nach der Wärme des Holzofens, dessen Feuer die beiden in einer ihrer Unterkünfte prasseln lassen.
Denn Midsommar ist zwar lichtreich – aber nicht unbedingt sommerlich warm, wie Bergbold auf Nachfrage sagte. „Zwischen 0 Grad und 20 Grad ist alles möglich“, wusste er aus der Erfahrung seiner mittlerweile drei Touren. Und das Wasser? „Etwas kalt“, grinste er. So war verständlich, dass die beiden auch an den schönsten Stränden keine Menschen im Wasser antrafen. Jene, mit denen sie in den Dörfern sprachen, seien sehr freundlich gewesen. Und der mit Diner und Oldtimer? Ein laut Bergbold „total durchgeknallter Typ“.
Angesichts des im Garten stehenden Aufbaus eines schwarzen Piratenschiffs à la „Black Pearl“ aus „Fluch der Karibik“ zweifelte man diese knappe Beschreibung kaum an. Eine skurrile Anekdote, die den Zauber von Lofoten nicht minderte angesichts einer herrlich naturbelassenen kleinen Welt, deren geschwungene Brücken Inseln verbinden und deren verlassene Autos irgendwo vom Grün der Wiese langsam verschlungen werden. Eine Welt, die die geduldigen Fotografen Thomas Bergbold und Helmut Deckenbach auf ihrer Suche nach jenem Moment, in dem Licht und Wolken perfekt sind, mit fulminanten Motiven belohnte. Und das Publikum in Hemsbach verzückte. ina
Dieser Text erschien in den Weinheimer Nachrichten am 31. Januar 2025:
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